Georgslauf der Pfadfinder: Wer diese Veranstaltung als Schnitzeljagd beschreibt, liegt nicht ganz falsch, zieht sich aber den Missmut aller Teilnehmer zu. Unserer Ansicht nach hat der Georgslauf mit einer Schnitzeljagd so viel zu tun wie ein Seifenkistenrennen mit einem Formel-1-Rennen – nämlich herzlich wenig.
Dass an dieser Einschätzung etwas dran ist, konnte man jetzt erleben, als unser Stamm den diesjährigen Georgslauf für den Bezirk Rosenheim ausrichtete.
Im Grund sprechen schon die nackten Zahlen für sich: Teilgenommen haben 215 Pfadfinder im Alter von sechs bis 15 Jahren, die sich auf 21 Gruppen aus dem ganzen Bezirk verteilen, von Großkarolinenfeld im Norden bis nach Kiefersfelden im Süden, Feldkirchen-Westerham im Westen und Aschau im Osten.
Der Lauf selbst ging über 14 Kilometer, nahm an Erhebungen alles mit, was rund um Brannenburg Rang, Namen und Geschichte hat – Schwarzlack, St. Margarethen, die Biber – und führte ansonsten kreuz und quer durch den Ort und die angrenzenden Innwiesen. Dazwischengeschaltet zwölf Stationen, sogenannte „Posten“, an denen Geschicklichkeit und Pfadfinderwissen unter Beweis zu stellen waren: „Bayerische Activity“ – sprich Masskrugstemmen, Bierbankkraxeln, Hufeisenwerfen oder ein Musikquiz, bei dem rückwärts gespielte Hits erkannt werden mussten, oder ein Knotenposten, bei dem die Pfadis eine echte Seilbrücke zu erstellen hatten. Dazu natürlich die klassischen Pfadfinderqualifikationen wie Zeltaufbau, Kochen und Erste Hilfe.
Ganz vorn beim Pfadfindergrundwissen steht aber auf jeden Fall das Feuermachen. Auch hierzu gab es einen Posten – der es in sich hatte. Die Vorgabe war, auf einem selbst gelegten Feuer ein Marshmallow zu braten und zwar binnen zehn Minuten!
Jeder Freizeitgriller, der noch mit einem Holzkohlengrill hantiert, weiß, was das bedeutet. Da auch viele Pfadfinder im Alter von sechs und sieben Jahren teilnahmen, wurde darauf verzichtet, die Kinder die nötigen Utensilien selbst suchen zu lassen. Neun Hilfsmittel standen bereit, von denen sie fünf auswählen durften. Während die Buben zum „technischen Overkill“ neigten und dazu tendierten, mittels der bereitliegenden Axt aus größeren Holzstücken sowohl Späne als auch kleines Feuerholz zu fertigen, waren die Mädchen pragmatischer und meinten, es wäre doch eigentlich schlauer, gleich das ebenfalls vorhandene kleinere Holz zu nehmen.
Der Clou: Während es bei solchen Meinungsverschiedenheiten in Kinder- und Jugendgruppen sonst oft beleidigte Leberwürste gibt, setzten sich die Pfadfinder zusammen, diskutierten lebhaft, durchaus auch lautstark, einigten sich aber am Ende auf eine gemeinsame Vorgehensweise.
Als mögliches Hilfsmittel war übrigens auch ein „Benzinkanister“ im Angebot, wurde aber von keiner der 21 Gruppen in Anspruch genommen. Zwar gab es ganz vereinzelt von den jungen Männern den schüchternen Vorschlag: „Vielleicht könnte man ja doch…“, ein Ansinnen, das von den anderen aber sofort niedergebügelt wurde. Übrigens durchaus zum Leidwesen der erwachsenen Pfadfinder, die diesen Posten leiteten. Hätten sie doch gar zu gern die enttäuschten Gesichter gesehen, wenn die jungen „Pyromanen“ mit dem Kanister nicht die erhoffte Stichflamme, sondern das traurige Verlöschen des Feuers produziert hätten: Der Kanister roch zwar noch ganz leicht nach Benzin, enthielt aber nur Wasser!
Den Georgslauf 2019 werden die Pfadfinder von St. Michael in Rosenheim ausrichten. Sie waren der diesjährige Gesamtsieger und erhielten den begehrten Pokal.
Danke noch einmal an alle Stammesmitglieder, Eltern, Großeltern und Sponsoren! Ohne eure Hilfe wäre es nicht möglich gewesen!